
Made in Jingdezhen – kuratiert von Gabriele Künne
April 26 @ 15:00 - 19:00

Made in Jingdezhen
Felicithas Arndt, Hetang Kongyi, Gabriele Künne, Sunbin Lim, Zhao Lin, Joke Noordstrand, Song Zhifeng
kuratiert von Gabriele Künne
26.04. – 24.05.2025
Eröffnung: Freitag, 25. April, 19 Uhr
Geöffnet am Gallery- und Sellerie Weekend 2.-4. Mai, 15-19 Uhr
Die Idee zu dieser Ausstellung entstand 2024 in Jingdezhen, als Gabriele Künne dort im Rahmen ihrer Residency an der Jingdezhen Ceramic University (JCU) zahlreiche internationale Künstler kennenlernte, die alle sehr unterschiedlich mit Keramik und Porzellan arbeiten.
Jingdezhen hatte aufgrund seiner Lage am Chang-Fluss ursprünglich den Namen Changnanzhen (昌南鎮), wurde aber während der Song-Dynastie (ab 960 n.Chr.) nach der Regierungsdevise des Jingde-Kaisers umbenannt, welcher den Porzellan-Bedarf seines Hofes mit Porzellan aus Jingdezhen deckte und die Produktion dort somit förderte. Während der Ming-Dynastie (1368-1644) wurde Jingdezhen auch offiziell zu einer „Kaiserlichen Produktionsstätte“ für Porzellan ernannt, in der nun neben den privaten Brennöfen auch Brennöfen unter kaiserlicher Leitung und Kontrolle geführt wurden.
Die Porzellanproduktion wurde durch die reichen Kaolin-Vorkommen, die weiten Wälder (Holz für die Brennöfen) und die Lage am Fluss für den sicheren Transport von Keramik bedingt, von dort aus gelangte es auch nach Europa. Erst ab 1708 konnte man in Deutschland (Meißen) Porzellan herstellen.
Heutzutage ist Jingdezhen eine Stadt voller internationaler Künstler, die in irgendeiner Form mit Keramik, Porzellan, aber auch anderen Materialien und Medien arbeiten und die die vielfältige Infrastruktur von spezialisierten Handwerkern und Werkstätten zu schätzen wissen.
Gabriele Künne hat während der Residency dort einige Künstler ausgewählt, deren Arbeiten nun bei Axel Obiger zu sehen sind.
Sie haben ganz unterschiedliche Beziehungen zu Deutschland und zu China, z.B. hat Song Zhifeng in an der Akademie der Bildendem Künste in München, am IKKG Höhr-Grenzhausen und an der Burg Giebichenstein Bildhauerei mit Schwerpunkt Keramik studiert. Inzwischen ist er Director of the Ceramic Department of Guangzhou Academy of Fine Arts, China.
Für Felicithas Arndt ist das Pendeln zwischen den beiden Kulturen ein Normalzustand – sie hat eine chinesische Mutter und einen deutschen Vater. Sie hat an der hfg Offenbach studiert und leitet heute die Keramikwerkstatt (Labor Kunst Keramik) dort. Sie beschäftigt sich mit dem Spannungsfeld natürlicher und menschengemachter Formen und Strukturen.
Sunbin Lim stammt aus Cheolwon/Südkorea, kam aber zum Studium am IKKG Höhr-Grenzhausen nach Deutschland, lebt in Wiesbaden und war ebenso Artist in Residence am JCU 2024. Er arbeitet mit teilweise groben und unfertig erscheinenden Strukturen und Formen, um die Spannungen und Zerrissenheit in der Welt allgemein, aber auch zwischen Nord-und Südkorea zu thematisieren.
Zhao Lin ist Keramik-Künstler in Jingdezhen und hatte zur gleichen Zeit eine Residency am JCU, er hat sein privates Atelier für die internationalen Residents geöffnet und damit den Austausch zwischen chinesischen und internationalen Künstlern gefördert. Er setzt sich mit dem Spannungsfeld von Mensch und Natur auseinander und drückt dies meist mithilfe von kindlich wirkenden menschlichen Figuren in Kombination mit selbstbewusst wirkenden Tierfiguren aus.
Joke Noordstrand ist Historikerin in Amsterdam und arbeitet seit 2021 künstlerisch mit Keramik und Porzellan, auch sie war 2024 als Artist in Residence am JCU.
Das Experiment mit ungewöhnlichen Materialien wie Papiertaschentücher, Nudeln oder Schnüren, die in Porzellan getränkt und mitgebrannt werden, verleiht ihren Arbeiten eine ungewöhnliche, humorvolle Unbestimmtheit.
Hetang Kongyi ist der einzige, der in dieser Ausstellung keine Keramik zeigt, sondern Tuschezeichnungen, die zwischen Tradition und Moderne einen Weg austarieren. Er ist u.a. leitender Mönch in Tongjue Temple in Suzhou, schreibt Gedichte, ist Herausgeber zahlreicher Schriften, und verortet seine Arbeit in diesem spirituellen Kontext.
Gabriele Künne befragt mithilfe abstrakter Objekte und Objektsysteme unsere Wahrnehmung. Architektonische Konstruktionen und Volumina spielen eine Rolle, die sich im Grenzbereich zwischen Fläche und Form befinden. Sie schöpft aus einem Repertoire urbaner und naturhafter Strukturen, die aufgrund ihrer Abstraktion und Kombination eine bestimmte Vielfalt an Assoziationen ermöglichen, aber nie eindeutig benennbar sind.
Traditionen in europäischer und chinesischer Kunst bilden in dieser Ausstellung den Hintergrund, vor dem die aktuellen künstlerischen Werke Elemente daraus zitieren, verfremden oder dekonstruiert miteinbeziehen.
Der Austausch, der in Jingdezhen 2024 seinen Anfang nahm, wird mit dieser Ausstellung fortgesetzt und dem Berliner Publikum sichtbar gemacht.
AXEL OBIGER . Raum Für Zeitgenössische Kunst . Brunnenstraße 29 . 10119 Berlin Mitte . Do – Sa 15-19 Uhr und nach Vereinbarung . www.axelobiger.com . @axelobiger