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Statement zur veränderten Ausschreibung „Auszeichnung künstlerischer Projekträume und -initiativen 2022”

Berlin, im Februar 2022

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Das Netzwerk freier Berliner Projekträume und -initiativen blickte im Jahr 2021 auf eine langjährige, gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für Kultur und Europa zurück. Gemeinsam entwickelten wir vor 11 Jahren die „Auszeichnung künstlerischer Projekträume und -initiativen“, die seitdem immer wieder an die Bedürfnisse der Projektraum Szene angepasst wurde. Seit der Erweiterung der Förderstruktur um eine zweijährige Basis- förderung für Projekträume und Initiativen im Jahr 2020, wurde der Preis in geringerem Umfang (insgesamt 100.000 Euro) beibehalten.
Geplant von der Senatsverwaltung waren 5 Preise zu je 20.000 €; gefordert vom Netzwerk eine breitere Verteilung von 10 x je 10.000 Euro. Bedingt durch die Corona-Krise entschloss sich die Senatsverwaltung 2020 dazu, 10 Preise zu je 10.000 € zu vergeben.

Die Corona–Krise ist noch nicht beendet.

Die aktuelle Ausschreibung zur Auszeichnung künstlerischer Projekträume und -initiativen 2022 wurde jedoch einseitig und aus uns nicht nachvollziehbaren Gründen von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa in drei Preise á 20.000,- und vier Preise á 10.000,- Euro gestaffelt.
Darüber hinaus wurde dem Netzwerk das Mitspracherecht bei der Jury Zusammen- stellung erstmals entzogen. Begründet wurde diese Entscheidung unzureichend und nach mehreren vermittelnden Gesprächen wurde diese Entscheidung auch nicht zurückgenommen. Den Mitgliedern des Netzwerks ist diese Teilhabe, die wir vor Jahren gemeinsam mit der Senatsverwaltung erarbeitet hatten und langjährig praktizierten, eine enorm wichtige Partizipationsmöglichkeit und Errungenschaft.

Wir fordern daher die Wiederaufnahme der Beteiligung des Netzwerkes an der Juryfindung!

Eine Staffelung der Auszeichnung künstlerischer Projekträume und – initiativen in drei, wenn man so will, “erste” und vier “zweite Plätze” während der immer noch vorhandenen Corona–Krise wird dazu führen, dass Projekträume und Initiativen unnötig gegeneinander ausgespielt werden. Eine Gleichbehandlung der Bewerber*innen kann nicht garantiert werden, da in der Ausschreibung keinerlei Kriterien genannt werden, wie zwischen “ersten” und “zweiten” Preisträger*innen unterschieden wird. Eine transparente und nachvollziehbare Vergabe ist somit aus Sicht des Netzwerkes in keiner Weise gewährleistet. Durch die fehlenden Kriterien erscheint die spätere Auswahl willkürlich, die zu erstellende Bewerbung für die Antragsteller*innen wird erschwert, da der Fokus der Preiswürdigkeit unverständlich ist. Auf Nachfrage wurde uns mitgeteilt, dass eine Findung von Kriterien erst durch die Jury während der Jurysitzung vorgenommen wird.

Wir fordern die sofortige Aussetzung der Preisstaffelung und eine Rückkehr zu der einvernehmlichen, fairen Preisvergabe von 10 Preisen zu je 10.000 €.

Seit Jahren wehren sich das Netzwerk freier Berliner Projekträume und – initiativen und die Koalition der Freien Szene öffentlich gegen jegliche Form von Leuchtturm-Förderung und setzen sich für eine breite Verteilung der zu geringen Fördermittel ein. Dass sich die Senatsverwaltung für Kultur und Europa nun ohne Rückkopplung mit dem Netzwerk freier Berliner Projekträume und –initiativen während der Corona–Krise, dazu entschlossen hat, die Auszeichnung künstlerischer Projekträume und -initiativen zu staffeln, verwundert uns in einem hohen Maße.
Gerade vor dem Hintergrund des neuen Koalitionsvertrags, der unter Punkt 15 Kultur und Medien (Seite 96) ein „Bekenntnis zum partizipativen Verfahren und die Berliner Kulturschaffenden auf Augenhöhe kooperativ beteiligen zu wollen“ verspricht, sind wir höchst irritiert über derartige Alleingänge. Das Netzwerk freier Berliner Projekträume und -initiativen hat seit Beginn seines Bestehens die Gesamtheit der Projektraumszene vor Augen. Unser Anliegen ist und war stets der Erhalt und die Weiterentwicklung möglichst vieler Projekträume und –initiativen in Berlin. In einer Zeit, in der viele Projekträume durch steigende Mieten, und dem nicht vorhandenen Gewerbe- mieterschutz, in konstanter Unsicherheit arbeiten, halten wir an einer breiten solidarischen Verteilung der Fördermittel fest. Die Corona–Krise und die begrenzten Fördermittel lassen keine andere Vorgehensweise zu.
Ein klares mehrheitliches Votum im Netzwerk freier Berliner Projekträume und -initiativen stützt diesen Auftrag. Aus den Rückmeldungen innerhalb der Projektraum und -initiativenszene und vielen Gesprächen hat das Netzwerk bereits 2019 einen Jury-Leitfaden zur Vergabe der Basisförderung 2020 und der Auszeichnung erarbeitet, und der Senatsverwaltung als Vorschlag vorgelegt.

Wir fordern eine Rückkehr zum partizipativen Verfahren!

Mit der Erweiterung der Förderstruktur wurde leider auch das partizipative Verfahren ohne Rücksprache mit dem Netzwerk freier Berliner Projekträume und -initiativen aufgegeben. Wir sehen darin ein Instrument, welches maßgeblich zu einem transparenten Vergabeverfahren beiträgt, und von allen zugelassenen Bewerber*innen ein Stimmungsbild einholt. Dieses Instrument hatte und hat in der Projektraumszene eine grosse Akzeptanz!
Im Sinne des neuen Koalitionsvertrages und des damit offiziellen Versprechens partizipativ und auf Augenhöhe mit den Verbänden zu arbeiten, möchten wir dieses wichtige Instrument wieder zurückholen.

Netzwerk freier Berliner Projekträume und -initiativen e.V.