Vernissage 26. April 2018
c/o KUNSTPUNKT BERLIN – Die Galerie für aktuelle Kunst wurde 2001 von Heinz G. Herpel im damals aufstrebenden Berliner Galerienquartier Mitte-Nord gegründet. Seit 2016 stehen die drei Räume mit insgesamt ca. 300 qm dem Netzwerk freier Berliner Projekträume und -initiativen für eigene Projekte, Ausstellungen und Veranstaltungen zur Verfügung. |
„NO (B)ORDERS“ ist als aktueller politischer Ausruf zu verstehen, der direkt aus der Projektraumszene kommt. Er steht für einen offenen Blick in die Welt, die künstlerische Rückeroberung des Stadtraumes sowie den Erhalt von Unabhängigkeit und Diversität von Projekt-räumen und -initiativen. Für die Ausstellung wurden über einen Open Call vier international agierende Künstler*innen, Kollektive und Projekträume und -initiativen ausgewählt, deren künstlerische Arbeiten sich gegen Abgrenzung, Repression und geistige Enge positionieren und Wege der Kommunikation und Freiheit aufzeigen. Die gemeinsame Präsentation ermöglicht nicht nur eine Begegnung verschiedener Ausdrucks- und Reflexionsformen, sondern bietet auch Raum für spontane künstlerische Aktionen und weiter-führende Diskussionen.
Vernissage: Do., 26.4.2018, 19 h
stamp alive His TV All Over the Map Choreography #2 Begleitprogramm Fr., 27.4.2018, 19 h Sa., 28.4.2018, 19 h So., 29.4.2018, 15 h So., 29.4.2018, 17 h Fr., 4.5.2018, 19 h Fr., 4.5.2018, 20 h Fr., 11.5.2018, 19 h Sa., 12.5.2018, 19 h So., 13.5.2018, 19 h – Finissage Führungen Freier Eintritt zu allen Veranstaltungen ORGANISIERT VOM NETZWERK-TEAM: Mit freundlicher Unterstützung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa |
Weitere Informationen Pressemitteilung (pdf) Flyer (pdf) Presseinformationen Veranstaltungsbilder (pdf) |
All Over the Map
Artist Group Albert Janzen |
All Over the Map
Artist Group Lali Torma |
All Over the Map
Artist Group Gyula Sági Unter dem Titel „All Over the Map“ präsentiert die temporäre Künstler*innengruppe Janzen/Sági/Torma Zeichnungen und zwei Performances. Bei allen Arbeiten steht die Linie als Symbol für die Reduktion, Einfachheit und Freiheit im Fokus. So laden die aus Russland, Ungarn und Rumänien stammenden Künstler*innen die Besucher*innen zu einer Reise aus der begrifflich definierten Realität hin zum Spiel der freien Bewegung, der reinen Wahrnehmung und dem damit verbundenen Aufbrechen von Grenzen ein. Jede/r Einzelne folgt dabei seinem eigenen Rhythmus, doch sind die Kunstwerke in der Wahl natürlicher Motive, ihrer repetitiven Linienführung und den unbewussten Gesten stark miteinander verbunden. In den gemeinsamen Performances führen sie spontane Zeichnungen auf Papier oder mit speziellem Material direkt im Raum aus, was die gezeichneten Linien während der Performance im Unsichtbaren und bei anschließender Dunkelheit erstrahlen lässt. Der Akzent beider Performances liegt auf der freien Bewegung, Imagination und Verbindung. Das Zusammenspiel der verschiedenen Kunst-werke und Akteur*innen im selben Raum verstärkt das Gefühl von „friedlicher Klarheit und Freiheit“ und führt den Betrachter*inen vor, wie sie sich von ausgedienten Definitionen und intellektuellen und politischen Strukturen befreien können, indem sie Landkarten mit ihren Grenzen zu ignorieren lernen. |
Choreography #2
Stine Eriksen Die Initiative iCollective, welche sich seit 2009 als organische Kooperationsplattform von Künstler*innen, Kurator*innen und Wissenschaftler*innen an der Schnittstelle von Kunst, urbanen Interventionen und sozial engagierten Projekten versteht, zeigt die Videoarbeit „Choreography #2“ der Künstlerin Stine Eriksen. Das Video ist der zweite Teil einer Trilogie, welche das Erbe der Moderne in der westlichen Welt mit ihrem Versprechen von Zivilisation und Emanzipation durch Rationalität und Wissen reflektiert. Die Videos finden in alten Fabriken statt, “Kathedralen des Fortschritts”, die derzeit verlassen sind. Jene Räume, die den Beginn der industriellen Zeit und damit die Expansion des Kapitalismus markierten, werden als Stadien des Scheiterns und der Desillusionierung dargestellt. Die Vernunft, die den Fortschritt garantieren sollte, manifestiert sich im Video durch eine beckettianische Sprache, die jeden Versuch, Sinn zu schaffen, vereitelt. Der Betrachter taucht in einen stillen Dialog ein, der auf Abwesenheit und Annahmen basiert. Wie bei ritualisierten Gesten folgt auf jede Frage eine Antwort, die eine weitere Frage generiert. Die Verwendung der filmischen Ressource der Untertitel – die sich normalerweise auf die Übersetzung von einer Sprache in eine andere bezieht – erzeugt Spannung zwischen dem Wort und seiner Visualisierung. Durch die Verbindung des geschriebenen Wortes mit verlassenen Fabriken macht die Trilogie den Bruch zwischen Sprache und Inhalt sichtbar. In der Choreographie vereinbaren inerte Körper eine dystopische Kommunikation, die auf dem Versagen der Sprache beruht, uns zusammenzubringen, uns weniger allein zu fühlen, uns zu erlauben, einander zu verstehen. Es ist die Unmöglichkeit der Kommunikation, die inszeniert wird, und die Notwendigkeit, trotz allem immer wieder zu sagen. |
His TV
Sis Kollektiv Das Apartment Project, gegründet 1999 in der Türkei und in Berlin aktiv seit 2012, fördert von Anfang an künstlerische Kollaborationen, welche die Grenzen zwischen Kunst- und Alltagswelten herausfordern. Im Rahmen der Ausstellung gibt es der Künstler*innengruppe Sis (Nebel) aus der Türkei ein internationales Podium. Das stetig wachsende Kollektiv formierte sich 2016, um im dichten Nebel, der sich in ihrem Land über die Meinungsfreiheit gelegt hat, neue Ausdrucks-formen für den Ernst der Lage zu finden. Ihr aktuelles Projekt „His TV“ (Fühl-TV / Gefühl-TV) ist als Antwort auf die politische Zensur und die daraus resultierende Sprachlosigkeit in der Türkei zu verstehen. In der Ausstellung simuliert das Kollektiv einen begehbaren Fernsehsender mit Aufnahmestudio und laufendem Sendeprogramm. Unter Anleitung können die Besucher*innen hier weitere Aufnahmen machen und neue Sendungen produzieren. Die von den Künstler*innen vorbereiteten Programme präsentieren sich mit einer Strategie, in welcher Zeit und Ort des landes- und weltweiten Geschehens vertauscht und die bestehende Fernsehsprache mit ironischem Blick gesehen werden. Der Schwierig-keit, sich frei zu äußern, stellen die Künstler*innen Humor und Spitzzüngigkeit als Widerstands-strategie entgegen. „His TV“ wird so zur „Gegen-Eroberung“ des Fernsehens und stellt für einen Moment, dessen Übernahme durch das öffentliche Gewissen dar. |
stamp alive
Carola Rümper Die Initiative mp43 – projektraum für das periphere zeigt das interkulturelle Projekt „stamp alive“, das Anfang des Jahres auch in der National Art Gallery Namibia zu sehen war. Im Mittelpunkt steht hier die Briefmarke als Sinnbild für den grenzenlosen Austausch von Informationen, die Vernetzung von Menschen und darüber hinaus auch als Träger nationaler Symbole und Werte. 2017 lud die Initiatorin Carola Rümper jeweils zehn Künstler*innen aus Namibia und Deutschland ein, eine Briefmarke mit dem Motiv zu dem Thema „It´s raining cats and dogs“ zu gestalten und ließ daraus bei der Post beider Länder eine Sonderbriefmarken -Edition erstellen. Jedes Motiv wurde lediglich nur zweimal als Briefmarke produziert, so dass die Marke als Edition exklusiv ist. Auch wenn sie tatsächlich benutzt werden könnten, um Briefe zu versenden, bleiben sie Kunstobjekte. Der Editions-satz ergibt eine Miniatur-Ausstellung, die weltweit einzigartig ist. Beteiligte Künstler*innen |